Das Fach Praktische Philosophie (PPL)
Ein kurzer Überblick
1-WARUM?
2-WAS?
3-WIE?
4-WOZU?
5-NOTE?
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1-WARUM Praktische Philosophie?
Für die Schülerinnen und Schüler, die keiner christlichen Kirche angehören oder die sich vom Religionsunterricht abgemeldet haben, hat das Land Nordrhein-Westfalen das Fach Praktische Philosophie eingerichtet.
„Schülerinnen und Schüler, die [also] nicht am Religionsunterricht teilnehmen, nehmen am Fach Praktische Philosophie teil, soweit dieses Fach in der Ausbildungsordnung vorgesehen und an der Schule eingerichtet ist. In der gymnasialen Oberstufe besteht die Verpflichtung, nach einer Befreiung vom Religionsunterricht das Fach Philosophie zu belegen“. (§ 31)
Seit mehreren Jahren wird bei uns Praktische Philosophie in den Jahrgangsstufen 9 und 10 unterrichtet. Muslimische Schülerinnen und Schüler nehmen an diesem Unterricht ebenso teil wie diejenigen, die nicht am Religionsunterricht teilnehmen wollen. Muslimische Schülerinnen und Schüler können jedoch auch, sofern sie dies ausdrücklich wünschen, an dem angebotenen Unterricht in evangelischer oder römisch-katholischer Religion teilnehmen.
Unsere Gesamtschule gehörte zu den wenigen Schulen, in denen die didaktisch-methodischen und inhaltlichen Anforderungen an das Fach und die jungen Menschen erprobt und systematisch überprüft worden sind. Der mehrjährige Schulversuch wurde erfolgreich abgeschlossen und hat eine Vielzahl von Unterrichtsaktivitäten an anderen Gesamtschulen, Gymnasien und Realschulen des Landes NRW geführt.
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2-WAS sind die Lehrinhalte?
Das Fach umgreift 7 große inhaltliche Fragekreise. Praktische Philosophie stellt sich diesen Fragenkreisen; sie werden unabhängig von einem religiösen Bekenntnis im Unterricht bearbeitet und thematisiert, hinterfragt und besprochen. Z. B. die großen Fragen des Lebens, etwa …
„Woher komme ich?“ – „Gibt es ein Leben nach dem Tod?“ – „Was ist der Sinn meines Denkens und Tuns?“ – „Was ist gut und was ist böse?“ – „Existiert Gott? Warum lässt er sooo viel Leid zu?“ – berühren schon junge Menschen, auch die Jüngsten, machen sie unruhig, fordern sie heraus.
Bei der Suche nach Antworten treffen Kinder und Jugendliche auf Menschen mit unterschiedlichen religiösen oder ethischen Grundüberzeugungen, weltanschaulichen Einstellungen und Lebensstilen. Der respektvolle Umgang mit Andersdenkenden ist Grundlage des Faches.
Aus den Fragekreisen der Jahrgangsstufen 9 und 10 sollen beispielhaft zwei inhaltlich näher bestimmt werden:
Die Fragen nach dem guten Handeln thematisieren „Entscheidung und Gewissen“, „Lust und Pflicht“ und auch „Freiheit und Verantwortung“. Alltagserfahrungen der Jugendlichen werden aufgegriffen, gesellschaftliche Wertvorstellungen, auch Konflikte mit diesen, werden an Fallbeispielen aufgeklärt und diskutiert. Am Ende der 10. Jahrgangstufe können die Jugendlichen Beispiele aus dem Bereich autonomen Handelns und der Zivilcourage diskutieren. Sie werden selbstverantwortlich Entscheidungen im Spannungsfeld von individueller Freiheit und gesellschaftlichen Erwartungen und Anforderungen treffen und können diese argumentativ stützen und begründen.
Die Fragen nach Wahrheit, Wirklichkeit und Medien stellen „wahr und falsch“, „Medienschein und Realität sowie „Vorurteile, Meinungen und Wissen“ in den Vordergrund des Unterrichtsgeschehens. Die Ideengeschichte kann prominente Positionen des `Für-wahr-haltens´ vorstellen. Hieran schult sich die Reflexionskompetenz der jungen Menschen. Ihr Wissen um die vielfältigen Ansichten zu dem, was wahr sein könnte oder für wahr gehalten wird, verhilft in kontroversen Diskussionen zu eigenverantwortlicher Entscheidung, fördert ihre Methoden- und Urteilskompetenz und jene der Selbstaufklärung.
Auseinandersetzungen mit modernen Medien, ihr Interesse an und ihre Techniken der Fokussierung, der Ausblendung und der verdeckten Bewertung stärken vor allem die Sachkompetenz im Bereich der alten und neuen Medien, auch der IT-Angebote und der Angebote des Internets.
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3-WIE wird im Fach Praktische Philosophie gearbeitet?
Methodisch ist das Fach durch eine große Vielfalt gekennzeichnet, z.B.: Gedankenexperiment, Bildanalyse, Recherche, Projektlernen, kreative Gestaltungen (Collagen, Verbildlichungen, …), Debatten, Simulationen, interne und externe Befragungen, Exkursionen, Mindmapping sowie schriftlichen und mündliche Formen (Briefe, Essays, Argumentation …,/ Vortrag/Referat); neben der bekannten Textarbeit werden u.U. auch passende Filme aufgearbeitet.
Es ist auch möglich, zu bestimmten Fragekreisen Ganzschriften zu lesen wie z.B.: „Schindlers Liste“ [Frage nach dem guten Handeln], „Blue Print“ oder „Robocalypse“. [Frage nach Natur und Technik]. Ferner bietet sich auch die Möglichkeit, mehrere Fragekreise mit einem Buch zu erschließen, z.B. durch „Sofies Welt“.
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4-WOZU, welche Ziele verfolgt dieses Fach?
Im Unterricht Praktische Philosophie werden Schülerinnen und Schülern dazu befähigt, systematisch Sinn- und Wertfragen zu erschließen und ihre Antwort zu finden – oder doch zumindest alternative Antworten abzuwägen.
Die Suche nach Antworten auf die oben gestellten Fragen steht im Zentrum der Praktischen Philosophie, auch wenn die Suche nicht immer erfolgreich oder für alle zufrieden stellend verläuft. Denn es sollen unsere Schülerinnen und Schüler, verantwortlich für die Zukunft unserer demokratischen Gesellschaft, selbstbestimmt, verantwortungsbewusst und tolerant leben und gestalten können.
Toleranz in politischen, religiösen, kulturellen oder auch ästhetischen Bereichen ist nur möglich, wenn das Verständnis für unterschiedliche Positionen im Bereich der Weltanschauung, der Religion oder auch der Kultur geweckt wird.
Ausflüge in und Erarbeitung von ideengeschichtliche(n) Positionen stellen hierbei ein wichtiges didaktisch-methodisches Werkzeug dem Unterricht zur Verfügung.
Praktische Philosophie zielt auf eine zusammenhängende und übergreifende Behandlung von Sinn-, Lebens- und Wertfragen. Grundlage ist ihm eine argumentativ-diskursive Reflexion ohne Bindung an eine bestimmte Religion oder Weltanschauung. Die Lehranstrengungen der Praktischen Philosophie respektieren unterschiedliche Traditionen und kulturellen Selbstverständnisse der ihm anvertrauten jungen Menschen. Deshalb ist ein wesentlicher Bezugspunkt für die Ausrichtung des Faches die Trinität von
Werteordnung in der Verfassung des Landes Nordrhein-Westfalen,
Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland und den
Menschenrechten.
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5-NOTE?
Ja, im Fach Praktische Philosophie erhalten alle Schülerinnen und Schüler eine versetzungsrelevante Note.
Es werden keine Klassenarbeiten geschrieben. Die Note bildet sich ausschließlich durch den Bereich „Sonstige Mitarbeit“, also alle im Unterricht erbrachten Leistungen:
mündliche Beteiligung (Diskussionen, Vortrag u.a.m.)
schriftliche Ausarbeitungen (das Führen eines Hefters u.a.m.)